diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe

Botschaft für die Internationale Grüne Woche: Rote Karte für ungesunde Lebensmittel

Im Bundeshaushalt sind für 2016 zwei Millionen Euro für die Erarbeitung einer nationalen Strategie vorgesehen, die den Gehalt an Zucker und Salz in Fertigprodukten senken sowie eine reduzierte Aufnahme von gesättigten Fetten bewerkstelligen soll. Anlässlich der Internationalen Grünen Woche in Berlin (15.1. – 24.1.2016) fordert die Organisation diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe das Bundesernährungsministerium auf, die Reduktionsstrategie als Chance zu sehen, sich mit Lebensmittelindustrie und –handel auf nachhaltige Maßnahmen zu einigen.

Ein ansprechendes Angebot an gesunden Essen in Schul- und Betriebskantinen sollte selbstverständlich sein. Doch davon ist Deutschland noch weit entfernt. Quelle: Wikimedia Commons / Helder Ribeiro, Brazil.

 

Ziel muss es sein, eine signifikante  Senkung der Gehalte an Zucker, Salz und auch gesättigten Fetten auf Produktebene in kurzen Zeiträumen zu erreichen. Lebensmittel mit hohen Gehalten dieser kritischen Nährstoffe zählen zu den größten Risikofaktoren für nichtübertragbare Krankheiten, darunter auch Diabetes Typ 2. diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe fehlt ein Erfolg versprechendes Gesamtkonzept. 

„Die teilweise noch populäre Auffassung, es gebe keine ungesunden Lebensmittel, ist ein Mythos, der zunehmend bröckelt. Eine ernst gemeinte Reduktionsstrategie muss ungesunden Lebensmitteln die rote Karte zeigen“, so Prof. Dr. Thomas Danne, Vorstandsvorsitzender von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe. „Lebensmittel mit hohen Gehalten an gesättigten Fetten, Zucker und Salz richten weltweit großen Schaden an, denn sie fördern die Entstehung nichtübertragbarer Krankheiten, darunter auch Diabetes Typ 2.“

„Auch wenn es unbequem ist – die Internationale Grüne Woche ist der passende Anlass, jetzt über die Ausgestaltung der nationalen Reduktionsstrategie zu reden“, ergänzt Elisabeth Schnellbächer, Vorstandsvorsitzende des Verbandes der Diabetesberatungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD).

In Deutschland werden die direkten Kosten einer ungesunden Ernährung durch zuviel Fett, Zucker und Salz nach einer aktuellen Analyse von 2015 schon im Jahr 2008 mit fast 17 Mrd. Euro beziffert, für das Jahr 2019 sind 20 Mrd. Euro Kosten prognostiziert. Das Einsparpotential hätte bereits 2008 um die sieben Prozent der Behandlungskosten im Gesundheitswesen betragen – und hier sind indirekte Kosten noch gar nicht berücksichtigt. 

Neben dem einzuschränkenden Marketing für ungesunde Lebensmittel, der Reduzierung von Portionsgrößen und einer verbraucherfreundlichen Nährwertkennzeichnung ist gemäß WHO die gesundheitsförderliche Verbesserung von Produktrezepturen eine Schlüsselmaßnahme zur Schaffung einer gesünderen Ernährungsumwelt.

„Es ist höchste Zeit, dass die Lebensmittelindustrie nun in die Pflicht genommen wird, ihren Beitrag zu leisten. Dieses Potential muss auch Deutschland endlich nutzen“, fordert Prof. Danne, Chefarzt am Kinderkrankenhaus AUF DER BULT, Hannover. 

Das aktuelle Vorhaben der Bundesregierung, die auf freiwillige Maßnahmen seitens der Industrie setzt, erscheint denkbar zäh angelegt und lässt starke Widerstände auf verschiedenen Ebenen, unter anderem auf Seiten der Lebensmittelwirtschaft erahnen: Die auf EU-Ebene erarbeiteten Reduktionsziele im Hinblick auf Zucker und gesättigte Fette, an die sich die Bundesregierung bei der Ausarbeitung 2016 halten will, sind wenig ehrgeizig, wenig effektiv und auf lange Zeiträume angelegt. Zudem ist eine nachhaltige Finanzierung des „Minimierungsdialogs“ über 2016 hinaus nicht gesichert. 

Als Ziele der nationalen Reduktionsstrategie nennt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft:

  •  Salz: -16% in Produkten in vier Jahren
  • Gesättigte Fettsäuren „in der individuellen Diät“: -5 Prozent in 4 Jahren
  • Zucker: - mind. 10 Prozent in Produkten in 5 Jahren 

„Die Chance, die Prozentzahlen zur Reduktion zu erhöhen und international mit gutem Beispiel voran zu gehen, sollte jetzt genutzt werden“, so Schnellbächer.

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