Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung

Nachlese zur nationalen Auftaktveranstaltung „Diabetes“ im Rahmen des Weltgesundheitstags 2016

„Prävention stärken, Versorgung fördern und Surveillance ausbauen“ – unter diesem Motto fand am 7. April die nationale Auftaktveranstaltung zum Weltgesundheitstag 2016 im Deutschen Diabetes-Zentrum statt. Namhafte ExpertInnen zeigten den Stellenwert der chronischen Erkrankung auf und benannten den zukünftigen Handlungsbedarf.

Die Bedeutung des Themas "Diabetes" - sowohl auf globaler als auch auf nationaler Ebene - stellten Lutz Stroppe, Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit, Dr. Gauden Galea, Leiter der Abteilung nichtübertragbare Krankheiten des WHO-Regionalbüros Europa, und Helga Kühn-Mengel MdB, Präsidentin der Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung e.V., im Rahmen ihrer Grußworte heraus. Die Bekämpfung der globalen Diabetes-Epidemie erfordere das Engagement der internationalen Gemeinschaft, so Dr. Gauden Galea. Eine Grundlage dafür bilde die politische Deklaration des UN-Gipfels gegen nichtübertragbare Krankheiten aus dem Jahr 2011. In Deutschland könne das Präventionsgesetz eine wichtige Grundlage bilden, um der Zunahme der chronischen Erkrankung entgegenzuwirken. Wie Lutz Stroppe und Helga Kühn-Mengel bekräftigten, liefert dieses wichtige Ansatzpunkte, um Frauen und Männer aller Altersgruppen in vielen Lebensbereichen zu erreichen.

Mit der Frage "Wo steht Deutschland im internationalen Vergleich im Hinblick auf die Prävention und Versorgung von Diabetes?" beschäftigten sich anschließend Dr. Viktor Jörgens, Ehrenmitglied der European Association for the Study of Diabetes (EASD) und Andrea Icks, Professorin an der Universität Düsseldorf und Mitglied der OECD Expert Group Economics of Prevention. Beide verdeutlichten die Relevanz eines gemeinsam forschenden Europas - Grundlage dafür sei jedoch die Bereitschaft zur internationalen Vernetzung sowie die Unterstützung der Politik. Ebenfalls müssten Anstrengungen zur Verbesserung der Vergleichbarkeit (internationaler) Daten unternommen werden, denn diese stellten eine wichtige Grundlage zur Bekämpfung von Diabetes mellitus dar.

 

Im Rahmen des Nachmittagsblocks nahmen die Referentinnen und Referenten Herausforderungen der Diabetes-Prävention und -Forschung in den Blick:

  • Wissenslücken über die chronische Erkrankung in der Bevölkerung zeigte Dr. Heidrun Thaiss, Leiterin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), auf. Um das Wissen über den Diabetes zu erhöhen, die gesellschaftliche Akzeptanz der Erkrankten zu stärken und das Erreichen des nationalen Gesundheitsziels zu Diabetes mellitus Typ 2 und der St. Vincent-Ziele zu unterstützen, machte sie den Bedarf einer zielgruppengerechten Nationalen Aufklärungs- und Kommunikationsstrategie Diabetes deutlich.
  • Prof. Hans-Ulrich Häring, Ärztlicher Direktor der Klinik für Innere Medizin am Universitätsklinikum Tübingen, wies auf die Bedeutung lebensstilbezogener Maßnahmen hin; präsentierte jedoch zugleich aktuelle Forschungsergebnisse, die nahe legen, dass nicht alle Menschen gleichermaßen von diesen profitieren.
  • Wie das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) dazu beiträgt, Diabetes entgegenzuwirken, stellte Dr. Klaus Heider, Ministerialdirigent und Leiter der Abteilung Ernährungspolitik, Produktsicherheit, Innovation anhand des strategischen Ansatzes des BMEL dar. Dieser zielt darauf ab, durch Bildung, Information und Motivation das Verhalten der Menschen hin zu einem gesunden Lebensstil zu fördern und zugleich durch Angebote und Maßnahmen gesundheitsförderliches Verhalten zu erleichtern.
  • Einen Überblick über die Diabetes-Forschung in Deutschland gab Prof. Michael Roden, Direktor des Deutschen Diabetes-Zentrums (DDZ). Einen besonderen Stellenwert schrieb er der Gründung des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) e.V. zu, das die Bündelung der unterschiedlichen Expertisen in Deutschland ermöglicht. Das Ziel des DZD ist es, über einen neuartigen, integrativen Forschungsansatz einen Beitrag zur maßgeschneiderten Prävention, Diagnose und Therapie des Diabetes mellitus zu leisten. 

Im Rahmen des anschließenden Veranstaltungsblocks warfen Prof. Dr. Baptist Gallwitz, Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft e.V., Dr. Bernd Hagen, Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung, PD Dr. Christian Berg, stellvertretender Vorsitzender diabetesDE - Deutsche Diabetes-Hilfe und Dr. Andreas Ziese, Leiter des Fachgebiets Gesundheitsberichterstattung am Robert Koch-Institut, Schlaglichter auf Handlungsfelder in der Diabetes-Prävention und Bekämpfung. Hierzu gehören u.a.

  • Förderung der Primärprävention des Typ-2-Diabetes und Früherkennung,
  • Epidemiologie, Aufbau einer Diabetes-Surveillance,
  • Verbesserung der Versorgung,
  • Stärkung translationaler und interdisziplinärer Forschung,
  • Stärkung des Selbstmanagements von Betroffenen. 

Abschließend fasste Karin Knufmann-Happe, Ministerialdirektorin und Leiterin der Abteilung Gesundheitsschutz, Krankheitsbekämpfung, Biomedizin im Bundesministerium für Gesundheit die Vorträge zusammen und machte anhand dieser deutlich, dass Deutschland der Bekämpfung von Diabetes mellitus bereits eine hohe Priorität beimisst. Die Vielschichtigkeit und Komplexität der Erkrankung sowie die im Rahmen der Veranstaltung aufgezeigten Handlungsbedarfe machen jedoch weitere professionsübergreifende Anstrengungen in den Bereichen Prävention, Versorgung und Forschung notwendig.

In diesem Jahr nutzten rund 130 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, darunter Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger aus Politik und Verwaltung sowie Fachkräfte aus dem Gesundheitsbereich, die Fachveranstaltung als Diskussions- und Fortbildungsforum. 

Die Zusammenarbeit zwischen dem Bundesministerium für Gesundheit und der Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung e.V. (BVPG) im Rahmen des Weltgesundheitstags hat bereits eine lange Tradition. Die BVPG wurde erstmalig im Jahr 1958 mit der Durchführung einer Fachveranstaltung zum Weltgesundheitstag beauftragt.