Deutsche Adipositas Gesellschaft
Europäischer Adipositas Tag 2016 – wie ist die Adipositasepidemie aufzuhalten?
„Wir befinden uns am Übergang von einer mehrheitlich übergewichtigen zu einer mehrheitlich schwer übergewichtigen Gesellschaft“, erklärt DAG-Präsident Blüher. „Es wäre falsch und wir können es uns als Gesellschaft auch nicht länger leisten, die Adipositas als „Lifestyle-Problem“ zu verharmlosen, und allen betroffenen Menschen dafür die Schuld zuzuweisen“, so Blüher weiter. Es handele sich vielmehr um ein zunehmendes, gesellschaftliches Massenphänomen als biologische Antwort auf eine übergewichtsfördernde Umwelt, das die gemeinsame Wurzel der großen Volkskrankheiten, wie Bluthochdruck, Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauferkrankungen, Gelenkproblemen und einigen Krebsarten bilde, erläutert Blüher.
Diese „nichtübertragbaren“ Krankheiten verursachen heute mehr als 77 Prozent der Krankheitslast in Europa. Darüber hinaus werden jedes Jahr in Europa 337.000 vorzeitige Todesfälle durch Adipositas verursacht. In Deutschland hat sich die Zahl übergewichtiger Erwachsener von 1975 – 2014 mehr als verdreifacht. Zwei von drei Männern und jede zweite Frau sind heute übergewichtig, fast ein Viertel der Bevölkerung leidet unter Adipositas. Betroffene sind nicht nur überdurchschnittlich häufig von chronischen Folgekrankheiten, Gelenkproblemen und Depressionen betroffen, sie sind auch in hohem Maße Diskriminierung und Arbeitslosigkeit ausgesetzt, später ist überdurchschnittlich häufig eine Langzeitpflege nötig.
Im Gegensatz zu dem hohen individuellen und gesellschaftlichen Gefährdungspotential durch Übergewicht und Adipositas steht das mangelnde Bewusstsein und die Unkenntnis nicht nur in der Bevölkerung, sondern auch von Entscheidungsträgern im Hinblick auf die Ursachen, effektive Präventionsstrategien und erfolgreiche Therapien. Nach einer Umfrage unter deutschen Politikern von 2013 unterschätzten 80 Prozent der Politiker, wie viele Menschen in Deutschland mehr wiegen als gesund für sie wäre und jeder fünfte Politiker sieht überhaupt keine Zuständigkeit der Politik für die Lösung des Adipositasproblems.
Die DAG fordert ein längst fälliges Umdenken der Politik:
- Die Anerkennung der Adipositas mit Krankheitswert als chronische Krankheit und damit verbunden eine leitliniengerechte Versorgung von Patienten als Regelleistung der Krankenkassen.
- Den Einsatz bevölkerungsweiter, verhältnispräventiver Maßnahmen nach den Empfehlungen von WHO und Vereinten Nationen
Quellen:
- Infografiken zum EOD 2016
- https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Studien/Degs/degs_w1/
Symposium/degs_uebergewicht_adipositas.pdf?__blob=publicationFile - Effertz, T. et al: The costs and consequences of obesity in Germany: A new approach from a prevalence and life-cycle perspective Eur J Health Econ, DOI 10.1007/s10198-015-0751-4 (published online 23.12.2015)
- EASOObesity – Policymaker Survey 2013 – A summary report
http://easo.org/wp-content/uploads/2013/09/C3_EASO_Survey_A4_LowRes.pdf - http://adipositas-gesellschaft.de/fileadmin/PDF/Presse/Strategiepapier_NCD%20Allianz_2014.pdf
- Webseite des Europäischen Adipositas-Tages
Hashtag: #EOD2016