Deutsche Adipositas Gesellschaft

Weißbuch Adipositas veröffentlicht

Experten sind über die steigende Zahl Erwachsener besorgt, die an besonders schwerer Adipositas leiden. Dabei existieren wirksame Therapieansätze, um das Körpergewicht langfristig zu verringern und damit begleitende Erkrankungen zu lindern oder zu vermeiden. Diese Angebote zu finden, ist jedoch für Betroffene oft mühsam. Zudem übernehmen die Krankenkassen nicht durchgehend die Kosten. Experten fordern daher eine flächendeckende, optimal vernetzte und besser finanzierte Versorgung der Adipositas in Deutschland.

Es gibt wirksame Therapien für Adipositas, doch haben zu wenige der Betroffenen Zugang zu diesen. Quelle: World Obesity (www.imagebank.worldobesity.org)

 

Das ist ein Fazit des Weißbuchs Adipositas von Wissenschaftlern des IGES Instituts. Das Buch liefert einen umfassenden Überblick aktueller wissenschaftlicher Daten zur Versorgung der Adipositas. Ziel ist es, Anstöße für die zukünftige Gestaltung und Optimierung der Adipositasversorgung in Deutschland zu geben.

„Adipositas muss als Krankheit ernst genommen und nicht mehr nur als Lebensstilproblem angesehen wer-den, damit in ihre Behandlung mehr investiert wird“, sagt Professor Matthias Blüher, Präsident der Deut-schen Adipositas Gesellschaft (DAG) und beratender Experte des Weißbuchs.

Er verweist dabei auf die seit nunmehr zehn Jahren bereitstehenden, wissenschaftlich fundierten Vorgaben für eine individuelle Behandlung Betroffener. Diese medizinischen Leitlinien sehen Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapien bis hin zu medikamentösen und chirurgischen Behandlungen vor.

Defizite an allen entscheidenden Stellen der Versorgung

Das Weißbuch konstatiert jedoch für eine leitliniengerechte Behandlung zahlreiche Hürden. „Wir sehen bei der Adipositas Behandlungsdefizite entlang der gesamten Versorgungskette“, sagt der Weißbuch-Autor und Leiter des Bereichs Versorgungsforschung am IGES Institut, Hans-Holger Bleß.

Das beginne bei Vorurteilen gegenüber Adipösen und einer mangelnden Akzeptanz der Adipositas als Krankheit  sowohl bei Betroffenen selbst als auch bei Ärzten. Beides verhindere häufig einen Therapiebeginn. Zudem existiere kein flächendeckendes Angebot an spezialisierten Ärzten und qualifizierten Gewichtsreduktionsprogrammen, deren Kosten Krankenkassen ohnehin lediglich anteilig übernehmen. Kosten für Operationen tragen die Krankenkassen nur nach Einzelfallprüfungen. Weiter fehlten laut Bleß Strukturen für eine optimale Langzeitbetreuung.

Bessere Finanzierung für leitliniengerechte Behandlung nötig

„Wir können Menschen mit Adipositas nur helfen, wenn die Behandlungsleitlinien endlich konsequenter umgesetzt werden. Dies gelingt nur, wenn Krankenkassen die Kosten für eine medizinisch begründete Therapie übernehmen“, ergänzt Blüher.

„Jeder der oft sehr leidenden Betroffenen muss uneingeschränkten Zugang zu einer qualifizierten und individuellen Therapie haben“, sagt der Bundestagsabgeordnete, Dietrich Monstadt, bei der Buchvorstellung. „Es ist weder im Sinne der Patienten noch des Gesundheitssystems, die Kosten für Folgeerkrankungen zu tragen, statt die Ursachen zu therapieren.“ Hier sei die Selbstverwaltung aus Krankenkassen, Ärzten und Krankenhäusern gefordert, dies zu erkennen und entsprechende Therapien zu ermöglichen.

Zur ausführlichen Pressemitteilung: http://www.iges.com/presse/2016/weissbuch-adipositas/index_ger.html


Link zum Weißbuch: http://www.iges.com/presse/2016/weissbuch-adiposi-tas/e14613/e14614/attr_objs14616/Weiss-buch_Adipositas_Klein_et_al_ger.pdf