diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe

Offener Brief an Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller

Anlässlich des bevorstehenden UN-Gipfels zur Annahme der Post-2015-Agenda für nachhaltige Entwicklung fordern die International Diabetes Federation, diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe sowie die Parliamentarians for Diabetes Global Network und das European Policy Action Network on Diabetes, auf globaler Ebene konkrete und sofortige Maßnahmen zu ergreifen, um die Zunahme von Diabetes zu stoppen.

Anlässlich der bevorstehenden 70. ordentlichen Jahrestagung der UN-Generalversammlung und des Gipfels zur Annahme der Post-2015-Agenda für nachhaltige Entwicklung möchten wir, die International Diabetes Federation (IDF), diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe sowie die Parliamentarians for Diabetes Global Network und ExPAND (das European Policy Action Network on Diabetes) Sie bitten, auf globaler Ebene konkrete und sofortige Maßnahmen zu ergreifen, um die Zunahme von Diabetes zu stoppen, der – wenn ihm kein Einhalt geboten wird – im Jahr 2035 fast 600 Millionen Menschen weltweit betreffen wird.

Da heute geschätzte 400 Millionen Menschen auf der Welt mit Diabetes leben, bedroht diese Epidemie nicht nur die Gesundheit des Einzelnen, sondern stellt auch eines der größten Hindernisse für nachhaltige Entwicklung und Wirtschaftswachstum dar. Die Gesundheitskosten im Zusammenhang mit Diabetes beliefen sich im Jahr 2014 auf insgesamt 612 Milliarden US-Dollar weltweit, wobei der überwiegende Teil auf eine späte Diagnose und das Auftreten kostspieliger Folgen wie Nierenversagen, Erblindung und die Amputation der unteren Gliedmaßen zurückzuführen ist. Obgleich Menschen mit Typ-1-Diabetes nur einen kleinen Prozentsatz aller Patienten bilden, sehen sie sich in der Schule und am Arbeitsplatz häufig Diskriminierung ausgesetzt, und ihr Zugang zu Insulin ist global nicht immer sichergestellt, obwohl es für sie überlebenswichtig ist.

Die Situation ist auch in Deutschland gravierend: mehr als 6 Millionen Menschen bzw. einer von neun Erwachsenen ist an Diabetes erkrankt, es entstehen geschätzte Kosten von 48 Mrd. € jährlich durch den Diabetes und seine Folgekrankheiten. Bezüglich unserer nationalen Diabetessituation und deren Verbesserung stehen wir in engem Kontakt mit Abgeordneten des Deutschen Bundestages sowie dem Bundesgesundheitsministerium und nachgeordneten Behörden.

Jetzt ist der Zeitpunkt, die Diabetesepidemie auch global aufzuhalten. Die Post-2015-Entwicklungsagenda und die Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) sind eine Chance für gemeinsames Handeln in erheblichem Umfang, das die Gesundheit kommender Generationen sicherstellt. Die UN-Mitgliedstaaten sind aufgefordert, SDG-Indikatoren entwickeln, welche die Risikofaktoren für Diabetes wie Übergewicht, Fettleibigkeit und körperliche Inaktivität in einer weltweiten Anstrengung angehen, um der Typ- 2-Diabetesepidemie Einhalt zu gebieten.

Gemeinsam bitten wir Sie, als Repräsentant der Regierung Deutschlands, Menschen weltweit zu schützen, indem Sie die entscheidenden Weichen auch für eine gesundheitlich nachhaltige Entwicklung im Bereich der nichtübertragbaren Krankheiten, darunter auch Diabetes, stellen. Bitte unterstützen Sie bei der Generalversammlung der Vereinten Nationen folgende Punkte:

  • Das Einvernehmen der UN-Mitgliedstaaten über die Notwendigkeit, aussagekräftige und eindeutige SDG-Indikatoren zu Übergewicht/Fettleibigkeit und körperlicher Inaktivität – zwei der Hauptrisikofaktoren für Typ-2-Diabetes – festzulegen.
  • Die Festsetzung eines Zieldatums bei den SDGs für uneingeschränkten Zugang zu unerlässlichen Medikamenten und die Sicherstellung, dass das Ziel von 80 % Zugang zu Insulin und anderen wichtigen Diabetesmitteln, wie in den 25x25-Zielen der Weltgesundheitsorganisation festgeschrieben, erreicht wird.
  • Einen Appell der UN-Mitgliedstaaten zur Einbeziehung von Diabetesaufklärung (einschließlich Ernährungskunde) in die schulischen Lehrpläne, um das Bewusstsein für alle Arten von Diabetes zu erhöhen und Neuerkrankungen mit Typ-2-Diabetes zu verhindern.

Wenn Sie diese Punkte unterstützen können, möchten wir Sie bitten, sich der IDF und uns zu einer weltweiten Social-Media-Kampagne anzuschließen, die vom 24. bis 28. September stattfinden und verstärktes Handeln fordern wird, um die Diabetesepidemie zu bewältigen. Um sich als Bundesregierung zu beteiligen, fügen Sie bitte @IntDiabetesFed und die Hashtags #SDGs und #diabetes in alle relevanten Tweets ein.

Wir rufen die Regierung Deutschlands auf, ihr Möglichstes zu tun, um eine nachhaltige Eindämmung der nichtübertragbaren Krankheiten, insbesondere der Diabetesepidemie, weltweit zu sicherzustellen.

 

 

Eine Kopie des Briefes geht zur Kenntnis an Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel