Pressemeldung

10 Jahre Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten DANK

Beherztes politisches Handeln kann Leben retten - nur strukturelle Maßnahmen wirken gegen den Tsunami der chronischen Krankheiten– besonders angesichts der Corona-Pandemie

10 Jahre Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten DANK

Viele Tausend Corona-Tote wären vermeidbar gewesen, wenn Deutschland eine konsequente Präventionspolitik verfolgt hätte. Volksleiden wie Adipositas, Diabetes, Krebs, Herzkreislauf- oder chronische Atemwegserkrankungen sind für die große Mehrzahl der vorzeitigen Todesfälle verantwortlich. Besonders diese Erkrankungen sind Risikofaktoren für schwere und tödliche Verläufe einer COVID-19-Infektion. Dennoch fehlen in Deutschland bis heute wirksame Präventionsmaßnahmen gegen diese chronischen Krankheiten, wie sie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) seit langem anmahnt.

Anlässlich ihres zehnjährigen Bestehens fordert die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten DANK eine wirksame Präventionspolitik, die alle Bevölkerungsteile erreicht und schützt. Dazu gehören vor allem

  • die Streichung der Mehrwertsteuer für gesunde Lebensmittel und die volle Mehrwertsteuer von 19 % für adipogene Lebensmittel („Zucker-Fettsteuer“);
  • eine verpflichtende Lebensmittelkennzeichnung wie den Nutri-Score;
  • ein Verbot von an Kinder gerichteter Werbung für ungesunde, dickmachende Lebensmittel
  • täglich mindestens eine Stunde Sport oder Bewegung in Kita und Schule
  • eine deutliche Erhöhung der Tabak- und Alkoholsteuer, die in Deutschland zu den niedrigsten in Europa gehören;

Das Wissenschaftsbündnis DANK aus 23 medizinischen Fachgesellschaften, Verbänden und Forschungsinstitutionen warnt eindringlich, dass jede weitere Verzögerung Menschenleben koste. Beispiele aus anderen Ländern zeigen, dass gerade eine Kombination dieser Maßnahmen geeignet ist, wesentliche Risikofaktoren zu reduzieren und deren Folgeerkrankungen aufzuhalten. Expertinnen und Experten von DANK und der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) werden dies heute bei einem virtuellen runden Tisch über den Zusammenhang von Ernährung und Diabetes mit Bundesministerin Julia Klöckner diskutieren.

„Der jahrzehntelange Versuch, die Menschen zu ermahnen, gesünder zu leben, ist nachweislich gescheitert“, sagt Dr. Dietrich Garlichs, ehemaliger Geschäftsführer der DDG und Initiator von DANK. „Ohne strukturelle Maßnahmen, die alle Menschen erreichen, werden die chronischen Krankheiten wie Übergewicht, Diabetes und Krebs weiter ansteigen. Und dies betrifft vor allem die bildungsfernen und armen Bevölkerungsteile“, so DANK-Gründer Garlichs.

Mehr als 80 Prozent der vorzeitigen Todesfälle lassen sich nach WHO Untersuchungen in Europa auf nichtübertragbare Krankheiten zurückführen, die wiederum gemeinsame Risikofaktoren haben: Rauchen, ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel und hoher Alkoholkonsum. „Die Politik muss ein gesundheitsförderndes Umfeld schaffen und es allen Menschen leichter machen, sich gesund zu verhalten und damit auch Leben zu retten“, sagt Barbara Bitzer, Geschäftsführerin der DDG und Sprecherin von DANK. Ein erster wichtiger Schritt war - sicher auch durch das Engagement von DANK - die Einführung des Nutri-Score im vergangenen Jahr, leider nur auf freiwilliger Basis. Ein weiteres wichtiges Element war das Verbot der Tabakaußenwerbung im letzten Jahr. Aber solche vereinzelten Maßnahmen können die Welle der chronischen Krankheiten nicht aufhalten. „Wir brauchen Maßnahmenbündel, im Ernährungsbereich beispielsweise ein Verbot von an Kinder gerichteter Werbung für ungesunde Lebensmittel gemeinsam mit einer nach Nährwertprofil gestaffelten Mehrwertsteuer und einem verpflichtenden Nutri-Score. Die WHO fordert dies schon lange, und zahlreiche europäische Länder wie Großbritannien oder Portugal haben derartige Maßnahmen implementiert, aber die deutsche Politik setzt weiterhin auf freiwillige Selbstverpflichtungen. Dieser Weg ist gescheitert“, so Bitzer.

Die COVID-19-Pandemie ist die Chance, ein Umdenken einzuleiten: Wer durch Adipositas oder eine andere nichtübertragbare Krankheit vorbelastet ist, zählt zu den Risikogruppen für einen schweren Verlauf einer Corona-Infektion und hat ein höheres Risiko daran zu sterben. „Spätestens jetzt sollte die Politik erkennen, dass sie im Bereich Prävention dringend handeln muss. Gleichzeitig zeigt sich auch, dass sie in der Lage ist, mit drastischen Maßnahmen gegen gesundheitliche Gefahren vorzugehen“, so Bitzer.

Wie eine wirksame Präventionspolitik aussehen könnte, soll bei der heutigen Expertenrunde zum Thema „Ernährung und Diabetes mellitus Typ 2“ diskutiert werden, zu der Julia Klöckner, Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, auch Vertreterinnen und Vertreter von DANK und der DDG geladen hat. Ziel des virtuellen runden Tisches ist es, Erfahrungen auszutauschen sowie bestehendes Wissen zu den Risikofaktoren und der Prävention zusammenzutragen.

DANK arbeitet seit 10 Jahren dafür, wissenschaftlich fundierte Lösungen zu veröffentlichen, sie im politischen Raum zu kommunizieren und wenn nötig, politischen Druck aufzubauen. Dazu gehört auch das Erstellen gesundheitspolitischer Gutachten und die Zusammenarbeit mit Organisationen außerhalb der Wissenschaft, wie der kritischen Verbraucherorganisation foodwatch oder der AOK. Sie wurde anlässlich des ersten UN-Gipfels zu den Nichtübertragbaren Krankheiten 2011 von DDG und diabetesDE gegründet, gemeinsam mit der Deutschen Krebsgesellschaft, der Deutschen Krebshilfe, der Deutschen Herzstiftung und der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin.

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